Reto Finger: WANDLER ZWISCHEN ZWEI WELTEN

1972 in Bern geboren, wächst Reto Finger in der kleinen Landgemeinde Rummendingen im Emmental (Kanton Bern) auf.

Schon als Schüler schreibt er als freier Mitarbeiter für die Berner Zeitung. Er studiert Rechtswissenschaften an der Universität Zürich und Amsterdam. Neben seinem Studium schreibt er 2 Theaterstücke. Er bekommt eine Anstellung am Bezirksgericht Zürich. Im Jahr 2000 unterbricht er seine juristische Tätigkeit und geht für eine kreative Auszeit nach Berlin. Dort schreibt er ein Hörspiel. Das wird gesendet. Wegen Geldmangel kehrt er 2002 nach Zürich zurück. Er nimmt eine Teilzeitstelle als Jurist am Bezirksgericht Zürich an und schreibt nebenher Auftragsstücke für Theater in Zürich. Gleichzeitig ist er als Hörspielautor für den SWR tätig. Sein Hauptberuf ist jetzt freier Autor. Er erhält Stipendien und wird Teilnehmer an Dramatiker-Workshops in der Schweiz, Hamburg und Wien. Seine Auftragsstücke für verschiedene Theater in Zürich werden in Österreich und Südamerika inszeniert. Im August 2002 gründete er gemeinsam mit seinem Cousin, dem Schauspieler und Regisseur Michael Finger (* 1975), die Theatergruppe Fritzenfluh. Seit 2003 werden seine eigenen Bühnenwerke an deutschen, österreichischen und Schweizer Theatern regelmäßig und mit Erfolg aufgeführt. In der Spielzeit 2006/07 arbeitet er als Hausautor am Staatstheater Mannheim. Bis 2009 schreibt er 8 Theaterstücke. Zu seinen bekanntesten Stücken zählen „Kaltes Land“ und „Fernwärme“. 2005 erhält er für „Kaltes Land“ den Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker und den Autorenpreis der Schweizer Autorengesellschaft. Immerwieder verlässt Finger die Theaterwelt, denn er braucht zum emotionalen Auf und Ab im chaotischen Theaterbetrieb, wo gute und schlechte Proben die Stimmungslage bestimmen, das Abtauchen in die geordnete Welt der Juristen. „Der Job als Jurist ist ein Systemausstieg, den ich brauche, um zu regenerieren.“ erklärt er in einem Interview. Was er in seinen Stücken verarbeitet, erwächst zudem aus seiner Arbeit als Jurist. Und die ist äußerste Inspiration, denn am Gericht kommt es zu hoch theatralischen Szenen“ wie er sagt. Hier beobachtet er, was heftige Gefühle mit Menschen machen können...

„Kaltes Land“ - eine finstere Alpensaga um eine Bauernfamilie und den Missbrauch von Machtpositionen, von Gefühlen (UA 2006 am Staatstheater Mannheim)

„Fernwärme“ - ein Episodenstück über das Phänomen Angst als gesellschaftsleitendes Gefühl (UA 2006 in den Sophiensälen von Berlin, als Koproduktion mit dem Staatstheater Stuttgart und dem Theaterhaus Jena)

Unsere diesjährige Produktion „Einer wie ich...“ wurde 2007 am Schauspiel Essen uraufgeführt.